Zwei Länder, zwei Menschen, eine Liebesgeschichte. Wobei letztere vermutlich auf jeder Party den Vogel abschießen würde, was die Frage anbelangt: wie habt ihr euch kennengelernt und verliebt. Es wäre allerdings kein Film von Sólveig Anspach würde diese Geschichte als Abfolge lauter Kracher dem Publikum präsentiert. Die 2015 an Brustkrebs verstorbene französisch-isländische Regisseurin erzählt in ihrem letzten Spielfilm die aufregende Geschichte zweier Menschen, die „zufällig“ aufeinandertreffen völlig unaufgeregt. Dafür mit reichlich Einfühlungsvermögen und subtilem Humor. Vom ersten Kennenlernen der Protagonisten bis hin zum finalen Funkenschlag – „Der Effekt des Wassers“ bietet Skurriles en masse. Dabei bleibt Anspach, so seltsam die Situation auch sein mag, stets auf liebevoller Augenhöhe mit ihren Protagonisten.
Sei es die eigenwillige – manch einer mag sie grantig nennen – Schwimmlehrerin Agathe (Florence Loiret Caille) oder ihr oft hilflos wirkender Bewunderer, der Kranführer Samir (Samir Guesmi). Wirken die beiden zu Beginn noch wie zwei Bauklötze, die so gar nicht ineinander passen wollen, entwickelt sich zwischen der Schwimmlehrerin und ihrem Schüler bald eine gegenseitige Zuneigung. Dumm nur, dass Samir in Wirklichkeit ein ausgezeichneter Schwimmer ist. Die Sache fliegt – man kann es sich von Anfang an denken – auf und Agathe bricht wütend zu einem internationalen Bademeister-Kongress in Island auf. Doch sie hat die Rechnung ohne den hartnäckigen Samir gemacht. Dieser packt liebestrunken seine Koffer und reist der Angebeteten hinterher. Eine Art harmlose Stalking-Geschichte mit Happy End?
Vermutlich – käme es nicht anders als man denkt: zum einen erweist sich Samir mit Fortschreiten der Handlung als der begehrteste Teilnehmer des Kongresses, der Agathe aufgrund eines Zwischenfalls bald schon vergisst. Doch das Schicksaal scheint es mit den beiden günstig zu meinen. Sie sind nicht nur gemeinsam in der Wohnung der isländischen Ministerin Anna (Didda Jónsdóttir) untergekommen, sondern finden in dieser auch eine Freundin. Und so geraten der Geschichte folgend Anna, eine Karrierefrau mit Sozialempfinden, und ihr mitregierender Minister Frosti (Frosti Jón Rúnólfsson) in die Wirren der verwirrten Liebenden. Alleine schon der Auftritt der beiden Minister, die sich alle zwei Tage abwechselnd im Amt befinden, während der oder die andere in dieser Zeit den oder die Assistentin mimt, zeugt von Selbstironie bezüglich der isländischen Abstammung der Regisseurin. Allerdings; kein Film in Island ohne dass die Weite der Landschaft in den Fokus rückt.
Letztendlich ist „Der Effekt des Wassers“ nicht nur ein stilles unterhaltsames Stück Kino, das vor allem dank dem wunderbaren Spiel aller Beteiligten zu überzeugen weiß, sondern auch ein nett anzusehender Film, gespickt mit – auch hier leicht zu vermuten – Aufnahmen von Wasser. Wasser, das sichtlich die Wirkung besitzt Menschen zu verbinden.
Der Effekt des Wassers. Ein Film von Sólveig Anspach. Mit Florence Loiret Caille, Samir Guesmi, Didda Jónsdóttir, Philippe Rebbot, Estéban. Frankreich, Island 2015. 83 Min. OmdU
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